OODA-Loop

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Was ist ein OODA-Loop?

Der OODA-Loop beschreibt einen abstrakten Informationszyklus, der dabei helfen kann Entscheidungsprozesse möglichst schnell zu durchlaufenOODA steht dabei für OBSERVE (beobachten), ORIENT (orientieren), DECIDE (entscheiden) und ACT (handeln). Loop heißt auf deutsch Schleife und bezeichnet die ständige Wiederholung, da nach der Handlung der OODA-Loop wieder von vorne beginnt.


Der frühere Militärstratege und Pilot der US-Air Force, John Richard Boyd ( 1997), hat diese Theorie entwickelt. Der OODA- LOOP wird zur taktischen Analyse und psychologischen Paralyse (~Lähmung) eines Gegners verwendet. Wenn man den OODA-Loop schneller durchläuft als bspw. der Gegner, hat man ggf. einen Vorteil, da man selber schon in der Handlung ist, während der Gegner noch die alte Situation verarbeiten muss bzw. noch nicht bei der Handlung angekommen ist.

 

Zuerst wurde diese Informationsstrategie im Militär eingesetzt, heute wird sie auch in anderen Bereichen, wie bspw. der Wirtschaft, angewandt. Kritik und wie der OODA-Loop für den Selbstschutz zu verstehen ist, erfährst Du am Ende des Beitrages. 

 


OODA - Die Bedeutung im Einzelnen (bezogen auf den Selbstschutz-Bereich)

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Observe = Beobachten (Observieren)

 

Mit "Observe" ist das genaue Beobachten des Gegners bzw. der aktuellen Lage gemeint. Eine genaue Beobachtung setzt äußerste Wachsamkeit voraus. Ist man in diesem Moment emotional befangen oder zu sehr mit den eigenen Gedanken beschäftigt, ist die Wachsamkeit und daher die scharfe Observierung dahin.

 

Achtsamkeitsübungen und sogenannte Stress-Drills können dabei helfen, in Gefahren- und Stresssituationen sehr wachsam zu bleiben. Aus den beobachteten "Ereignissen" müssen nun brauchbare Informationen und Schlüsse gezogen werden.


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Orient = Orientieren

Nach der Beobachtung folgt das Orientieren - die gewonnenen Informationen dienen dazu, die Situation "richtig" wahrzunehmen und sich anhand dieser Infos zu orientieren. Es geht hier hauptsächlich um die mentale Orientierung. Die mentale Orientierung wird den kognitiven Fähigkeiten zugeschrieben (~Fähigkeiten, die auf der eigenen Wahrnehmung, Denkweise, Motivation, Konzentration usw. beruhen).

 

Die mentale Orientierung wird benötigt um sich bspw. zeitlich und räumlich zu orientieren, desweiteren um sich seiner eigenen Fähigkeiten bewusst zu sein und ggf. die des Gegners einschätzen zu können. In einer Gefahrensituation wäre es hier sehr wichtig, sich bewusst zu machen, ob überhaupt eine Chance besteht oder ob eine Flucht eher vorzuziehen ist.


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Decide = Entscheiden

Auf Basis der Orientierung folgt nun das Entscheiden. Welchen Weg schlägt man ein -  welche Strategie verfolgt man? Schauen wir uns einen Übergriff auf der Straße an, ist es ggf. überlebensnotwenig die richtige Entscheidung zu treffen. Flucht oder Kampf? Welcher Weg ist zur Flucht am besten geeignet? Wenn man sich dem Kampf stellt, wie kämpft man?

 

Je besser die Beobachtungen und die Orientierung waren, desto bessere Entscheidungen können getroffen werden. 


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Act = Handeln

Der letzte Part in dem OODA-Loop ist das Handeln - ACTION! Nach der gefällten Entscheidung folgt nun das praktische Handeln. 


Anmerkung:

 

In Bezug auf die Kriegsführung bzw. einen Kampf ist es zweckdienlich, den Gegner durch geschickte Täuschung oder Ablenkung möglichst lange in der Schlaufe zu halten - so dass der Gegenüber nicht in der Lage ist, schnell zu handeln. Gleichzeitig muss der eigene OODA-Loop schneller durchlaufen werden, als es der Widersacher vermag.

 

Modelldefinition (Auszug Wikipedia): 

John Boyd postuliert, dass der Gegner oder das System die Ereignisse um sich herum beobachten (observe) und versuchen, daraus Informationen oder Schlüsse zu ziehen. Anhand dieser wahrgenommenen Situation wird sich orientiert (orient) und darauf eine Entscheidung (decide) gefällt. Dann muss es vom Gegner bzw. System aus zu einer Handlung (act) kommen. Durch diese Handlung können erneut Ereignisse ausgelöst werden, worauf es wieder zu einer Beobachtung (observe) kommt.


Kritik und praktische Umsetzung des OODA-Loops

Meiner Meinung nach ist es in der Praxis oft unsinnig, sich stur an vorgegebene Regeln oder "Systeme" zu halten. So kann auch der OODA-Loop betrachtet werden. Er kann als Werkzeug dienen und ist nicht dazu gedacht, in starre Denkmuster zu verfallen. Ähnlich wie der Cooper Color Code, kann auch der Loop eine Hilfestellung sein. Wenn man sich bspw. in einer (Vor-)Konfliktsituation befindet, in der es darum geht schnellere und effizientere Resultate zu erzielen, als der Gegner.

 

Befindet man sich bereits in einem Nahkampf, wird der OODA-Loop zumindest nicht bewusst umzusetzen sein, da man in dem Kampf selbst keine Zeit hat zu überlegen oder abzuwägen. Hier kann man sich noch die Frage stellen, inwieweit die Abfolge des Loops dann unterbewusst greift, was im Endeffekt jedoch keine große Rolle spielt.

 

 

FAZIT: 

 

Nach meinem Ermessen, ist der OODA-Loop gut für den Selbstschutzbereich geeignet, um eben eine bewusste und effiziente Beobachtung, Orientierung, Entscheidung und Handlung treffen zu können. Allerdings bevor (!) man sich tatsächlich in einer Nahkampf-Situation befindet - bzw. um überhaupt nicht in so eine Situation zu kommen. In der Nahkampf-Situation selbst, ist der Loop nicht unbedingt eine große Hilfe.

(Alle Angaben ohne Gewähr - Irrtümer und Änderungen vorbehalten)